
Ein Maibaum, ein Flugzeug und sonst nichts
Während ich diese Woche am Laptop saß, um ein Bild für den wöchentlichen Eintrag auszuwählen, fiel mir eine Zahl in meiner Fotomediathek auf: 9440. Das ist die Anzahl der Bilder, die sich aktuell in meiner iCloud befinden. Fast 10.000 Aufnahmen – eine Zahl, die mich auf den ersten Blick fast erschlägt.
Ich habe darüber nachgedacht, was diese Zahl eigentlich bedeutet. Wenn ich meine Lebenserwartung und die Frequenz bedenke, in der ich fotografiere, werden daraus bis zum Ende meines Lebens unzählige Bilder. Doch wie viele davon werde ich tatsächlich jemals wieder ansehen? Wie viele dieser fast 10.000 Bilder sind mehr als ein flüchtiges „drüberswipen“ wert?
Früher war das anders. Ein Fotoalbum pro Lebensjahr. Besondere Momente festgehalten auf Film – technisch nicht immer perfekt, aber authentisch. Jedes Bild musste sorgfältig überlegt sein, denn man hatte nur eine begrenzte Anzahl an Aufnahmen pro Filmrolle. Und gerade diese bewusste Auswahl sorgt dafür, dass diese Bilder sich ins Gedächtnis einbrennen.
Heute fotografiere ich immer noch gerne und viel, aber ich habe mir vorgenommen, bewusster zu fotografieren. Keine Serienaufnahmen, kein minutenlanges Ausprobieren. Jede Szene bekommt genau eine Chance.
Das Bild dieser Woche passt perfekt zu diesem Gedanken. Reduziert und minimalistisch zeigt es, dass weniger manchmal mehr ist. Aufgenommen habe ich es in der Nähe des Münchner Flughafens, während ich in einem Tagungshotel war. Die Flugzeuge kamen hier im Minutentakt, sodass ein Moment wie dieser schnell eingefangen war: Ein Maibaum, ein Flugzeug und sonst nur ein blanker Himmel.
Manchmal reicht das.
„Den größten Reichtum hat, wer arm an Begierden ist.“
Seneca
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