Malen mit Licht

Gedanken zur Fotografie als Kunstform

Das Wort „Fotografie“ hat seinen Ursprung im Altgriechischen und leitet sich von den Wörtern phos (Licht) und graphein(zeichnen, schreiben) ab. „Fotografieren“ bedeutet also wörtlich „mit Licht schreiben“ oder „mit Licht zeichnen“.

Diese wörtliche Übersetzung trifft den Kern dessen, was Fotografie für mich bedeutet, perfekt. Sie ist eine Kunstform, in der Licht – und seine Abwesenheit – verwendet wird, um eine Szene zu gestalten oder eine Geschichte zu erzählen. So wie der Maler seine Leinwand wählt, wähle ich meinen Bildausschnitt. Seine Pinsel und Farben sind bei mir die Werkzeuge des Belichtungsdreiecks: Zeit, Blende und ISO.

Und genauso wenig, wie ein Pinsel von allein ein Meisterwerk malt, ist es nicht die Kamera, die ein gutes Bild macht. Am Ende sind es immer die Erfahrung, das geschulte Auge und die Vision des Künstlers, die einem Moment Bedeutung verleihen. Für mich ist dabei entscheidend, sich zu nichts zu zwingen. Kunst lässt sich nicht forcieren; sie muss organisch entstehen dürfen. Sie ist eine kreative Ausdrucksform, die durch unsere Sinne gestaltet wird, um Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse zu vermitteln.

Das Schöne daran ist: Kunst ist immer subjektiv. Ein Bild, das den einen Betrachter völlig kaltlässt, kann in einem anderen eine ganze Welt von Gefühlen und Gedanken auslösen.

Manchmal entsteht sie auch einfach aus einem stillen Moment der Beobachtung, so wie heute. Für dieses Bild war ich wieder im heimischen Wald unterwegs. Im Juli wird es schon so früh hell, dass man für den eigentlichen Sonnenaufgang zu wirklich unchristlichen Zeiten aufstehen müsste. 😉

Die Sonne stand bei dieser Aufnahme schon relativ hoch. Dennoch warfen die Bäume noch immer lange Schatten und malten einen Teppich aus abwechselnd dunklen und leuchtend grünen Moosflecken auf den Waldboden.

Und so schließt sich der Kreis von der abstrakten Wortherkunft zur konkreten Erfahrung im Wald. Es braucht keine große Inszenierung oder ein spektakuläres Motiv, um eine Geschichte zu erzählen. Manchmal genügt schon das stille Zusammenspiel von Licht und Schatten auf einem Stück Moos, um zu erkennen, was Fotografie sein kann. Für mich sind es genau diese unaufgeregten Augenblicke, die die tiefste Freude bereiten.

Light turns the mundane into the magical

Trent Parke

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