
Leica MP, Kodak ColorPlus
Heute habe ich ein Bildpaar dabei. Im örtlichen Wald sind mir diese drei einsam stehenden Bäume schon mehrfach aufgefallen. Rundherum erstreckt sich eine große Lichtung, übersät mit Baumstümpfen – als hätte man hier alles dem Erdboden gleichgemacht, nur diese drei durften bleiben. Sie sind die letzten ihrer Art in diesem Abschnitt und ragen als die höchsten Bäume weit über die Lichtung hinaus.
Anfang des Jahres habe ich die Szene bereits in Schwarz-Weiß fotografiert. Als ich vor ein paar Wochen wieder an der Stelle vorbeikam, dachte ich mir: In Farbe wirkt das sicher auch interessant. Jetzt habe ich also zwei Bilder derselben Szene – und doch sind es nicht einfach nur zwei Versionen desselben Fotos. Digital ließe sich das leicht nachstellen: Einmal in Farbe speichern, einmal in Schwarz-Weiß konvertieren. Aber hier steckt mehr dahinter.
Es sind zwei unterschiedliche Tage, unterschiedliche Lichtverhältnisse, eine leicht veränderte Umgebung. Vielleicht könnten sogar Jahre oder Jahrzehnte zwischen den Aufnahmen liegen. Die Zeit scheint stillzustehen – und doch ist Veränderung überall spürbar. Die Lichtung wirkt, als hätte sie sich kaum verändert, aber die Jahreszeit, die Stimmung, die Atmosphäre sind nicht dieselben.
Und wer weiß, wie lange diese drei Bäume noch stehen werden? Vielleicht sind sie die Letzten ihrer Art in diesem Fleckchen Wald. Vielleicht wird es ihnen bald genauso ergehen wie ihren gefällten Nachbarn. Was bleibt, ist ein Foto. Vielleicht das einzige. Die letzte Erinnerung an diese drei Bäume.

Leica MP, APX 400
„Jeder Baum ist ein Prophet. Er sagt voraus, wie die Welt nach uns aussehen wird.“
– Erich Kästner
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