Wenn das Neue den Blick verändert

Das heutige Bild stammt aus dem Sommerurlaub Ende August in Tirol. Da im Sommer die Sonne bekannterweise schon recht früh aufgeht, bin ich kurz nach Sonnenaufgang mit dem Mountainbike los, um die Gegend zu erkunden. Eine neue, ungewohnte Umgebung gibt uns auch einen frischen, unverbrauchten Blick auf die Szenerie.
Zuhause ist es so, dass wir mit der Zeit die Faszination an der Landschaft und dem, was die Heimat so hergibt, verlieren. Wie der starke Geruch einer Duftkerze – zuerst sehr dominant, doch mit der Zeit gewöhnt sich der Körper daran, und der Duft wird nur noch subtil wahrgenommen. Daher ist so eine Reise, sei es Urlaub oder auch beruflich, eine erfrischende Abwechslung. Der „fotografische Blick“ wird neu geschult, die Faszination für das Neue, Unbekannte ist da und will jeden Moment festhalten.
So geht es wohl auch den zahlreichen Touristen an den klassischen „Touri-Spots“. Die analoge Fotografie holt uns hier auf den Boden der Tatsachen zurück. Entschleunigung ist wohl der passendste Begriff, um das Gefühl zu beschreiben, wenn man die neuen Eindrücke nicht nur im Vorbeigehen durch einen schnellen Schnappschuss festhält, sondern sich ganz bewusst die Szenerie anschaut und überlegt, wie das Foto komponiert werden soll. Keine Serienaufnahme, kein Autofokus, die vom Wesentlichen ablenken.
In einer Zeit, in der alles sehr schnell geht und Menschen mit hunderten von Urlaubsbildern heimkommen, genieße ich diese Art der Entschleunigung. Der neue Eindruck, das Faszinierende in der Morgenszene, wird nicht durch einen schnellen Handyschnappschuss festgehalten, sondern bedacht und bewusst. Am Ende sind es dann keine mehreren hundert Urlaubsbilder, sondern nur ein Bruchteil – aber genau das ist es, was ich möchte.
Adopt the pace of nature: her secret is patience.
Ralph Waldo Emerson
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