Analoge Makro-Abenteuer

Die Makrofotografie hat mich ja schon zu digitalen Zeiten begeistert. Wer neugierig ist, findet hier einige Beispiele: https://storiesbytom.com/fotoprojekte/makro/. Es ist diese verborgene Welt im Kleinen, die eine unglaubliche Faszination auf mich ausübt. All die winzigen Details, die unseren Augen sonst so leicht entgehen. Durch die Linse eines Makroobjektivs offenbart sich ein eigener, intimer Kosmos.
Ich habe oft das Gefühl, dass wir Erwachsenen diese unmittelbare Faszination für das Detail ein Stück weit verlernt haben. Als Kinder entdecken wir die Welt noch in ihrer ganzen, erstaunlichen Tiefe. Eine Pusteblume mit ihren filigranen Schirmchen oder eine gemächlich kriechende Schnecke sind für ein zweijähriges Kind absolute Wunderwerke, die es neugierig und ehrfürchtig bis ins kleinste Detail erkunden will. Mit staunenden Augen betrachten wir den Regenwurm, bevor wir ihn vorsichtig zurück in sein dunkles Erdreich entlassen. Doch diese angeborene Begeisterung, diese unvoreingenommene Neugier für die kleinen Dinge in der Natur, nimmt mit den Jahren oft schleichend ab. Wir nehmen vieles als gegeben hin, als selbstverständlich und kaum noch beachtenswert. Sich heute einfach in den Garten zu setzen, um Schnecken oder Käfer zu beobachten, mag manch einem vielleicht langweilig erscheinen.
Interessanterweise ist es oft der Nachwuchs, der uns den Blick für das Wesentliche neu schärft. Seit mein Sohn mich aktuell immer wieder liebevoll dazu „nötigt“, mich intensiv mit dem zu beschäftigen, was da auf dem Boden unseres Gartens so kreucht und fleucht – und jetzt im Frühsommer ist da ja einiges los –, erwacht auch in mir diese verloren geglaubte Faszination wieder zum Leben.
Mit einem Makroobjektiv ist es möglich, diese kleine Welt festzuhalten und ihre Schönheit sichtbar zu machen. Bei den heutigen Bildern habe ich mich erstmals an die analoge Makrofotografie gewagt. Das Objektiv war ein Glücksgriff, den ich zusammen mit meiner Canon A1 erstanden habe. Perfekt sind die Aufnahmen sicher nicht geworden, und das ist auch Teil des Lernprozesses. Aufgrund der oft langen Brennweite eines Makroobjektivs und der festen ISO-Werte des Films muss die Verschlusszeit mitunter sehr großzügig gewählt werden, was ohne Stativ schon einmal zu leicht verwackelten Bildern führen kann.
Dennoch hat es auf jeden Fall wieder einmal riesigen Spaß gemacht, diesen Mikrokosmos abzubilden und dieser oft übersehenen Welt ganz bewusst mehr Beachtung zu schenken. Es ist ein bisschen wie eine Rückkehr zur kindlichen Neugier
„Es kommt nicht darauf an, was du ansiehst, sondern was du siehst.“
Henry David Thoreau
No responses yet